Die Charakteristika des KOAB-Projekts
Das Kooperationsprojekt Absolventenstudien ist ein wissenschaftliches Forschungsprojekt, welches vom Institut für angewandte Statistik koordiniert wird.
Das Projekt basiert auf der überregionalen Kooperation von mehr als 60 Hochschulen, die gemeinsam mit dem ISTAT ein Befragungsinstrument entwickeln, das den Bedarfen von Hochschulen in besonderer Weise gerecht wird.
Im Rahmen des Projekts werden jährlich etwa 70.000 Hochschulabsolvent_innen zu ihrem Berufsweg befragt.
Jede teilnehmende Hochschule erhält ihre individuellen Ergebnisse und überregionale Vergleichwerte. Das Institut für angewandte Statistik orientiert sich bei der Kalkulation der Projektkosten an der Selbstkostengrenze, da es sich um ein wissenschafliches Projekt handelt, in dessen Rahmen ein anonymisierter Gesamtdatensatz entsteht, der für wissenschafliche Publikationen genutzt wird.
Wesentliche Charakteristika des Projekts lassen sich durch folgende Stichpunkte beschreiben:
- Das größte und erfolgreichste Projekt der Absolventenforschung in Deutschland
- Ein von Hochschulen und Experten für Hochschulen entwickelter Fragebogen
- Liefert zentrale Werte für das Management von Akkreditierung und Reakkreditierung sowie das interne Qualitätsmanagement
- Umfasst valide Vergleichswerte und ermöglicht so, die Position der eigenen Hochschule detailliert einschätzen zu können
- Ermöglicht jeder Hochschule die Einbindung individueller Fragestellungen
- Der Einsatz verschiedener Fragebogenvarianten für unterschiedliche Zielgruppen ist sehr einfach möglich
- Stellt wertvolle Informationen für Studienberatung, Career-Service, Alumniarbeit und Hochschulmarketing bereit
- Basiert auf einem bundesweiten Hochschulnetzwerk, in dem Hochschulen sich über die Ergebnisse und deren Bedeutung austauschen können
- Umfasst die Möglichkeit, die Qualitätsentwicklung flankiert durch entsprechende Fort- und Weiterbildungen sowie Workshops systematisch voranzutreiben
Inhalte der Studie
Die Studienergebnisse umfassen unter anderem detaillierte Aussagen zum Eintritt in den Arbeitsmarkt aber auch Übergangsquoten zum Master- und/oder Promotionsstudium. Neben Indikatoren des Berufserfolgs wie Suchdauer, Gehalt, Vertragsform und Adäquanz der Beschäftigung beinhalten die Ergebnisse zahlreiche Beurteilungen von Studienbedingungen aus der Perspektive der Hochschulabsolvent(inn)en.
Befragungszeitpunkte
Das KOAB-Projekt sieht eine Erst- und eine Zweitbefragung vor. Im Rahmen der Erstbefragung werden an den teilnehmenden Hochschulen alle Absolventinnen und Absolventen eines Prüfungsjahrgangs etwa ein bis eineinhalb Jahre nach ihrem Studienabschluss befragt.
Die befragten Absolventinnen und Absolventen werden darüber hinaus um ihr freiwilliges Einverständnis gebeten, an einer Zweitbefragung teilzunehmen, die ca. fünf Jahre nach ihrem Abschluss erfolgt. Die Zweitbefragung ist von hohem wissenschaftlichen Wert, da sie neben Erkenntnissen zum Berufseinstieg, robuste Informationen über die mittel- bis langfristige Karriereentwicklung von Akademikerinnen und Akademikern liefert:
- Etwa fünf Jahre nach Studienabschluss erreichen Absolventinnen und Absolventen stabile berufliche Positionen, welche im Idealfall ihrer Ausbildung entsprechen. Die berufliche Relevanz der an der Hochschule erworbenen Kompetenzen lässt sich daher erst über die Ergebnisse der Zweitbefragung umfassend einschätzen.
- In den ersten ein bis zwei Jahren nach Studienabschluss sind besondere berufliche Einarbeitungsphasen weit verbreitet (bspw. Trainee, Referendariat, praktisches Jahr). Mittels der Zweitbefragung lassen sich auch für diese Absolventengruppen Daten zum letzlichen Übergang in den Beruf ermitteln.
- Bei den Bachelorabsolventinnen und -absolventen können mittels der Zweitbefragung die weiteren Bildungs- und Berufswege hochschulbezogen erfasst und analysiert werden.
Die Anlage der Befragung als Längsschnittuntersuchung erlaubt somit die Beantwortung von Fragen zu den Auswirkungen der Hochschulbildung auf die individuellen Übergänge in das Berufsleben.
Fragebogenvarianten
Absolventen sind so unterschiedlich, wie die Studiengänge, die sie absolviert haben. Daher verfügt das KOAB über eine ausgedehnte technische Infrastruktur,
zu der auch eine Reihe von Fragebogenvarianten zählt.
Alle Fragebogenvarianten können parallel eingesetzt werden, ohne dass dadurch Mehrkosten anfallen.
Insbesondere für Universitäten wurden folgende Fragebogenvarianten erarbeitet:
- Jura
- Medizin
- Lehramt
- Promotion
- Kunst & Musik
Den Herausforderungen, die mit dem immer größer werdenden Anteil nicht-traditionell orientierte Studienprogramme verbunden sind,
begegnet das Projekt mit einer speziellen Fragebogenvariante, die sich an Absolventen alternativer Studiengangsformen richtet.
Diese Fragebogenvariante eignet sich vor allem für folgende Studiengangsarten:
- Berufsbegleitende Studiengänge
- Ausbildungsintegrierende Studiengänge
- Praxisintegrierende Studiengänge
- Online-Studiengänge
- Fernstudiengänge
- Weiterbildungsstudiengänge
Valide Vergleichsebene
KOAB ermöglicht den Einsatz von validen durch Experten entwickelten Instrumenten. Anhand eines Sets von Kernfragen können auf Wunsch anonymisierte Vergleiche über Hochschulen hinweg erstellt werden.
Individuelle Fragestellungen
Das Befragungsinstrument ist so aufgebaut, dass für jede teilnehmende Hochschule je nach Wunsch, eine ganze Reihe individueller Fragestellungen aufgenommen werden kann. Auf diese Weise können alle Besonderheiten einer Hochschule berücksichtigt werden.
Übergang von Bachelor- zu Masterstudiengängen
Wie viele Absolvent(inn)en eines Bachelorstudiums in ein Master-Studium eintreten, welche Hochschulen sie für ihr Studium, aus welchen Gründen bevorzugen und zu welchen Friktionen es im Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium gekommen ist, sind weitere wertvolle Informationen für die Hochschulplanung.
Rückblickende Beurteilung der Studienbedingungen
Erst im Kontext einer Berufstätigkeit lassen sich bestimmte Studienbedingungen beurteilen. Das Verhältnis von Theorie und Praxis oder die Praxisrelevanz der vermittelten Inhalte, sind hier ebenso zu nennen, wie die Güte der vermittelten Methoden oder die Wahrnehmung der eigenen Fachkompetenz.
Hochschulmarketing und Studienberatung
Der Impact der Hochschule auf ihre Region und deren Fachkräftepool ist ebenfalls darstellbar. Darüber hinaus lassen sich anhand der Verbleibsdaten sehr genaue Angaben für die hochschulinterne Studienberatung gewinnen. Mit den Ergebnissen der KOAB-Befragung kann ein sehr wichtiger Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit einer Hochschule erbracht werden.
Ergebnisse für (Re-)Akkreditierung
Mittels der Ergebnisse kann der monetäre und nicht-monetären Arbeitsmarkterfolg von Absolventen belegt werden. Damit wird die allgemeine Zielsetzung eines Studiums angesprochen, die durch § 7 des Hochschulrahmengesetzes festgeschrieben wurde.
Projektentwicklung
Die Ursprünge des KOAB-Projekts reichen bis in das Jahr 2007 zurück. In dieser Anfangsphase wurde das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und vom Internationalen Zentrum für Hochschulforschung (INCHER) der Universität Kassel koordiniert.In die Konzeption des Projekts flossen die Ergebnisse jahrzehntelanger, international anerkannter Forschung zu den Beziehungen von Hochschule und Beruf ein. So hat das INCHER-Kassel etwa die ersten international vergleichenden Hochschulabsolventenstudien angestoßen und in mehr als 30 Ländern beratend beim Aufbau von Hochschulabsolventenstudien gewirkt.
Ein wesentliches Ziel des KOAB war von Beginn an, den teilnehmenden Hochschulen ein qualitativ wertvolles Feedback über die Beschäftigung und berufliche Tätigkeit ihrer Absolvent(inn)en sowie über deren berufsrelevante Erfahrungen im Studium zu ermöglichen. Zentral hierbei war und ist die Möglichkeit, relevante und valide Vergleichswerte zu verwenden.
Das Projekt war und ist sehr erfolgreich. Im Laufe der Jahre wuchs es stetig und erreichte schließlich einen Umfang, der mit den Rahmenbedingungen einer Hochschule nicht mehr überein zu bringen war. Resultierend entschloss sich ein Kreis von Wissenschaftlern zur Ausgründung des Instituts für angewandte Statistik, an dem das Projekt nach der Umsetzung einer Reihe von gemeinsam mit den teilnehmenden Hochschulen erarbeiteten Optimierungen fortgeführt wird.
Einerseits werden seither die Leistungen für die teilnehmenden Hochschulen kontinuierlich fortentwickelt, andererseits kann auf diese Weise ein zentraler Beitrag für die Forschung hinsichtlich der Beziehungen von Hochschule und Beruf erbracht werden.